Digitalisierung an Schulen im Altenburger Land
Chancen, Herausforderungen und ein Weckruf an uns

Susann Seifert | Die Linke Kreistagsfraktion

Es gibt Dinge, die könnten im Altenburger Land besser laufen – und das Thema Digitalisierung an Schulen gehört definitiv dazu. Während in anderen Regionen Deutschlands längst Fortschritte gemacht werden, hängt unser Landkreis noch hinterher. Obwohl seit 2019 rund 3,83 Millionen Euro aus dem „DigitalPakt Schule“ zur Verfügung stehen, wurde bisher nur ein Bruchteil – rund 1,6 Millionen Euro –abgerufen. Das macht Sorge, denn hier geht es um die Zukunft unserer Kinder, und um die Zukunft unserer Region.

Woran liegt’s? Und warum kriegen wir es nicht hin, unsere Schulen fit für die Zukunft zu machen?

Die Fakten auf den Tisch: Warum hakt es bei der Digitalisierung?

Wir als Fraktion Die Linke wollten es genau wissen und haben im Kreistag nachgehakt: Wurde der Kreistag rechtzeitig informiert? Warum läuft die Sache so schleppend? Bereits im Juli 2022 war klar, dass es schwierig werden würde, das volle Budget des DigitalPakts Schule auszuschöpfen. Trotzdem scheint nicht genug unternommen worden zu sein, um das Steuer herumzureißen. Das Ergebnis spricht für sich: Unsere Schulen warten immer noch auf die dringend benötigte digitale Infrastruktur.

Wo stehen wir jetzt? Wo hakt´s?

Ja, es gibt Fortschritte: Zehn Schulen haben mittlerweile flächendeckendes WLAN – ein guter Anfang. Aber an vielen anderen fehlt es immer noch an den grundlegenden Voraussetzungen, wie einem Anschluss ans Glasfasernetz. Und das soll erst 2026 der Fall sein. So lange müssen die Schülerinnen und Schüler warten, während der Rest der Welt längst vernetzt ist.

Auch in Sachen Fördermittel sieht es mager aus. Für viele Schulen wurde seitens des Schulträgers wenig oder gar nichts von dem Budget abgerufen, das ihnen zur Verfügung stand. Das hat zur Folge, dass rund zwei Millionen Euro an andere Regionen in Thüringen weitergegeben wurden. Ein echtes Armutszeugnis für unseren Landkreis.

Die Gründe: Neben fehlenden Grundvoraussetzungen für die Förderung (Glasfaseranbindung) kommen Personal- und Fachkräftemangel hinzu. Letztere müssen die Maßnahmen an den Schulen schließlich umsetzen.

Ebenso scheint kein Bedarf an speziellen Geräten für den naturwissenschaftlichen Unterricht zu bestehen. Digitale Tafeln und WLAN sind der Wunsch, aber warum denken wir nicht weiter? Gerade in Zeiten von MINT-Förderung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sollten wir in zukunftsweisende Ausstattung investieren. Fehlanzeige.

Die große Frage: Sind wir attraktiv genug für junge Lehrkräfte?

In einer Welt, in der junge Lehrer sich ihren Arbeitsplatz aussuchen können, wird eine zeitgemäße digitale Ausstattung zunehmend zum entscheidenden Kriterium. Aber genau hier haben wir Nachholbedarf. Wie soll das Altenburger Land attraktiv sein, wenn moderne Unterrichtsmethoden nur schleppend ankommen? Dazu kommt: Vorbehalte im Lehrerkollegium gegen den Einsatz digitaler Lernmethoden machen es nicht einfacher. Ebenso die Überlastung des gesamten Personals an unseren Bildungseinrichtungen.

Digitalisierung als Chance für den Landkreis

Trotz der Verzögerungen und Frustrationen bietet die Digitalisierung eine enorme Chance für den gesamten Landkreis. Sie könnte nicht nur unsere Schulen modernisieren, sondern das Altenburger Land als Bildungs- und Wirtschaftsstandort langfristig stärken. Hier ein paar Gedanken dazu:

  • Ein attraktiver Bildungsstandort: Wer will schon in einer digitalen Steinzeit unterrichten? Moderne Schulen ziehen nicht nur motivierte Lehrkräfte an, sondern auch junge Familien. Sie sind das Aushängeschild einer zukunftsorientierten Region.
  • Gleiche Chancen für alle: Gerade in ländlichen Regionen ist der Zugang zu hochwertiger Bildung oft ein Problem. Egal ob in der Stadt oder auf dem Land – digitale Lernmethoden bieten allen Schülerinnen und Schülern dieselben Möglichkeiten. Und das ist gerade in ländlichen Regionen wie unserer entscheidend.
  • Fachkräfte von morgen: Wenn wir es jetzt richtig anstellen und unsere Schüler frühzeitig für digitale Kompetenzen begeistern, sichern wir uns die Fachkräfte von morgen – direkt hier im Altenburger Land.
  • Attraktivität für Unternehmen: Firmen suchen nach Regionen mit gut ausgebildeten Arbeitskräften. Wenn wir unsere Schulen digitalisieren, wird das Altenburger Land auch für Firmen interessanter. Das schafft Jobs und bremst die Abwanderung.

Ein Weckruf für das Altenburger Land

Die bisherigen Verzögerungen und der schleppende Mittelabruf sind mehr als nur ein kleines Problem – sie sind ein Weckruf. Jetzt gilt es, das Beste aus dem zu machen, was uns noch zur Verfügung steht, und bei künftigen Chancen mit allen Händen zuzugreifen, um unseren Landkreis zukunftssicher aufzustellen. Wir als LINKE-Fraktion des Kreistags Altenburger Land setzen uns genau dafür ein.

Und zum Schluss noch eine Anmerkung:

Digitalisierung bedeutet nicht nur, auf Bildschirme zu starren. Sie ist vielmehr ein Werkzeug, das klug eingesetzt werden muss – in Maß und Mitte. Bewährte Unterrichtsmethoden bleiben dabei genauso wichtig wie die neuen digitalen Ansätze. Es geht darum, sinnvolle Ergänzungen zu schaffen, die den Lernprozess bereichern und nicht ersetzen. Die richtige Mischung aus traditionellem Unterricht und digitalen Möglichkeiten kann unsere Schulen wirklich voranbringen.