Michaele Sojka rettet Schmöllner Impfzentrum kurz vor Ultimo

Ellen Paul /OVZ

Diese Nachricht überrascht sicher viele: Das Schmöllner Impfzentrum muss nicht geschlossen werden, weil die ehemalige Landrätin des Altenburger Landes, Michaele Sojka (Die Linke), zumindest für eine begrenzte Zeit das Management übernimmt. Sie konnte dafür noch weitere Mitstreiter gewinnen.

 

Der Rettung des Schmöllner Impfzentrums ist einer Frau zu verdanken, die hierzulande wahrlich keine Unbekannte ist: Michaele Sojka. Die Linken-Politikerin, zuletzt 2012 bis 2018 Landrätin im Altenburger Land, konnte es eigenem Bekunden zufolge einfach nicht ertragen, dass die einzige Impfstelle im Landkreis zum Jahresende aus Personalmangel schließen sollte. Die seit September laufenden Bemühungen der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KTV), mit einer Ausschreibung Nachfolger für das aus dem Amt scheidende Management zu finden, hatten keinen Erfolg. Die daher beabsichtigte Schließung war nicht zuletzt durch einen entsprechenden LVZ-Artikel vom 3. Dezember publik geworden. Fünf Tage später und damit kurz vor Ultimo hat Michaele Sojka beim Amtsarzt des Altenburger Landes angerufen und – nicht zuletzt bestärkt durch Zuspruch und sogar Aufforderung aus den Reihen ihrer Partei – sich durch eine Selbstbewerbung für das Management zur Verfügung gestellt.

Freude beim Pandemiestab der Kassenärztlichen Vereinigung:
„Wir freuen uns natürlich sehr, dass auf diese Weise der Fortbestand der Schmöllner Impfstelle gesichert werden kann“, so der Leiter des Pandemiestabs der KVT, Jörg Mertz. Ab 3. Januar wird Michaele Sojka gemeinsam mit dem Altenburger Marko Heinke, bekannt als Vorsitzender des Fördervereins Zukunftswerkstatt Paul-Gustavus-Haus und wie sie im Altenburger Stadtrat sitzend, sowie einer ehemaligen, inzwischen pensionierten medizinischen Angestellten als Dreierteam das Impfzentrum leiten. „Ich übernehme gern als Managerin gemeinsam mit Marko Heinke und anderen die Impfstelle, sozusagen als überparteiliches bürgerschaftliches Engagement“, so Sojka, die für drei Monate einen Honorarvertrag erhält. Für länger steht die 58-Jährige nicht zur Verfügung, da sie eigentlich ihre hochbetagte Mutter betreut und nun familiär einiges umorganisieren muss. Für die Zeit danach aber will sie Leute finden, die ihre Arbeit fortsetzen, geht sie doch davon aus, dass die Impfstelle auch über Ende März hinaus noch gebraucht wird. „Ich bin in vielen Vereinen gut vernetzt und mir deshalb sicher, dass mir dies gelingen wird.“ Aufgrund der Kürze der Zeit musste sie jetzt aber erstmal selbst Verantwortung übernehmen. 

Linke-Kreisvorstand sauer auf Landrat Melzer:
Auch wenn Sojka von überparteilichem Engagement spricht, so ist die Linkspartei natürlich stolz darauf, dass eine der ihren diese Aufgabe übernommen und den Landkreis so vor einem schmerzlichen Verlust bewahrt hat. Umso mehr allerdings ist der Kreisvorstand sauer über eine Pressemitteilung des Landratsamts vom 17. Dezember, in der Landrat Uwe Melzer (CDU) verlauten ließ, dass nach mehreren Gesprächen von ihm mit der KV Thüringen nun entschieden sei, dass die Impfstelle Schmölln den Bürgern des Altenburger Landes auch weiter zur Verfügung stehen wird. Kein Wort darin über die alles entscheidende Initiative seiner Amtsvorgängerin. „Hier wird der Eindruck erweckt, dass die Rettung des Impfzentrums ausschließlich ein Verdienst des Landrates und seines Amtsarztes sei“, empört sich Linken-Kreisvorstandsmitglied Brigitte Dütsch in einer Pressemitteilung. Es werde langsam unerträglich, wie man sich hier mit fremden Federn schmückt. Von Seiten des Landrates habe man bisher derartige Aktivitäten leider nicht wahrnehmen können. Vielmehr ergebe sich auf Grund des ständigen „Nachjustierens“ ein Bild der Hilflosigkeit, gepaart mit einer Abwarte-Haltung mit Blick nach oben. „Dies und das Vereinnahmen fremder Erfolge machen nicht nur mich, sondern auch viele andere zornig“, so Dütsch.

Übergabe der Geschäfte erfolgte bereits:
Das bestätigt die Sprecherin des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen im Altenburger Land, Ilona Jurk. Sie zeigte sich in einer Pressemitteilung ähnlich enttäuscht darüber, dass sich der Landrat wieder einmal mit fremden Federn schmücke und dadurch seine kommunikative Unfähigkeit bemäntele. Die Initiative zur Weiterbetreibung des Impfzentrums, zunächst einmal vom 3. Januar bis zum 31. März 2022, kam vielmehr von der ehemaligen Landrätin Michaela Sojka, so Jurk. Die Übergabe der Geschäfte an Sojka und das neue Team ist übrigens am Donnerstag vor Weihnachten, dem letzten Impftag in diesem Jahr, erfolgt. Nach einer kurzen Pause zum Jahreswechsel soll der erste Arbeitstag für Sojka und alle Mitstreiter am 3. Januar 2022 pünktlich um 7.30 Uhr starten. In der ersten Woche wird ein Impfstellen-Manager aus Greiz den „Neulingen“ zur Seite stehen. In zwei Schichten an sechs Tagen in der Woche soll geimpft werden. Die Termine ab Januar sind bereits freigeschaltet und können gebucht werden. Aufgabe des Managerteams ist unter anderem die Bestellung von Impfstoff sowie die Organisation sämtlicher Arbeitsabläufe. „Pragmatisch handeln statt spazieren gehen“, umschreibt die ehemalige Landrätin ihre überraschende wie bemerkenswerte Entscheidung.

Von Ellen Paul / OVZ